Vergangene Woche hatte ich die Freude wieder einmal nach England fahren zu dürfen. Dieses mal habe ich den Zug gewählt (mit dem Eurostar unter der Nordsee hindurch) – etwas, das ich für meine künftigen Englandreisen beibehalten werde.
Eingeladen war ich von Andrew Adamatzky auf seinen Workshop „Post-apocalyptic Computing“. Dort habe ich einen kurzen Vortrag über unkonventionelle Computerkonzepte in der Hardcore-Science-Fiction-Literatur der 1950er bis 1980er Jahre gehalten. Mein Vortrag war der erste des Workshops und bereitete damit quasi die Atmosphäre für die kommenden zwei Tage vor.
Nach einer Einführung in die Zusammenhänge von Computertechnologie, Cold War Culture und Science Fiction habe ich die drei Themenbereiche „Grey Goo„, „Hive Mind“ und „Bio Computing“ anhand dreier Kurzgeschichten von Philip K. Dick („Autofac„), John W. Campbell („The Last Evolution„) und Greg Bear („Blood Music„) dokumentiert, wie SF-Literatur unkonventionelle Computer- und Computingkonzepte inauguriert – die jedes mal mit Sicherheit in den Weltuntergang führen.
Die übrigen Beiträge des Workshops kreisten vor allem um Computerkonzepte nach den verschiedenen „apocalypses“ (zu denen der Klimakollaps, der Atomkrieg, der Ressourcennotstand und natürlich das Ende von „Moore’s Law“ gehören). Beeindruckende Beiträge aus der Biologie, Chemie, Festkörperphysik, Philosophie, Literatur- und Kulturwissenschaft. Selbst dieser Brückenschlag darf bereits als „uniconventional“ im Sinne der Computer Science bezeichnet werden.
In Kürze ist ein Sammelband zu dem Workshopthema geplant, zu dem ich mein kurzes Referat weiter ausbaue und zusätzlich auf die Wechselwirkungen zwischen der Fiktion und den „Science Fiction“-Konzepten der Cold-War-Strategen (Herman Kahn) und Friedensaktivisten (Robert Jungk, Günther Anders) sowie auf konkrete Entwicklungen im Bereich der Hardware- und Software-Technik eingehen werde, die für damalige Verhältnisse als unconventional (aber notwendig) angesehen worden sind.