Am 9. und 10. März findet an der Universität Erlangen-Nürnberg ein zweitägiger Workshop am Institut für Theater- und Medienwissenschaft mit dem Titel „Meta-Gaming 2.0 – Lehrkonzepte in den medienwissenschaftlichen Game Studies“ statt. Ich habe mich am Call for Proposals beteiligt und wurde heute darüber informiert, dass mein Vorschlag für einen Vortrag angenommen wurde. Darüber freue ich mich insbesondere deshalb sehr, weil ich darin das geplante „Pong“-Projekt des Sommersemesters und das Signallabor als Ort von Hands-on-Game-Studies vorstellen kann. Hier der Abstract:
Computer(spiel)archäologie
Hands-on-Zugänge zu epistemologischen Fragen an Computerspiele im Signallabor der Medienwissenschaft (HU Berlin)
Ich leite seit 2011 das Signallabor des Fachgebiets Medienwissenschaft an der Berliner Humboldt-Universität, worin in eine computerhistorische Sammlung (Homcomputer und Spielkonsolen nebst Peripherie und Software) kuratiere und Lehrveranstaltungen zum Lehrgebiet „Zeitbasierte Medien und zeitkritische Medienprozesse“ abhalte. Im Rahmen meiner Tätigkeit als Forscher und Dozent sind Computerspiele sukzessive als epistemische (Medien-)Objekte in den Fokus meiner Arbeit gerückt. In der Vergangenheit fanden Seminare unter anderem zu Themen wie „Pac-Man“, „Spieltheorie in Computerspielen“, „Hands-on-Retrocomputing“, „Spielkonsolen der ersten und zweiten Generation“ sowie unterschiedliche Programmierkurse in Sprachen wie BASIC, Logo, Assembler und anderen statt, bei denen die Erstellung von Spielen im Zentrum stand.
Der Methodenkanon für diese Lehrveranstaltung basiert auf den Methodologien der Medienarchäologie (techno-mathematische Beschreibung von Medien und archäologische Kritik an Medienhistoriographien) und der Informatik (Informatikgeschichte, technische, theoretische und praktische Informatik). Ziel der Lehrveranstaltungen ist es, den Medienwissenschaft-Studierenden Kenntnisse digitaler Medien kleinschrittig, technisch informiert und unter epistemologischen Perspektiven näher zu bringen.
Im kommenden Semester veranstalte ich ein Seminar zu „Pong“ für BA-Studierende (die sich in der Mitte ihres Studiums befinden), bei dem das Spiel als Kondensationspunkt unterschiedlicher Diskurse und epistemischer Brüche dient: technikgeschichtlich („das erste Computerspiel“), zeichentheoretisch („Pong als Hardware“ versus „Pong als Software“), kulturhistorisch („Pong Hacking“ an unterschiedlichen Beispielen) und von der Seite der praktischen Informatik (Programmieren eines eigenen „Pong“-Clones oder eines Derivats in einem BASIC-Dialekt oder in Assembler). Der Seminarverlauf wird sich dabei eng an realen historischen Objekten orientieren (unterschiedliche Implementierungen des Spiels – von der Arcade-Version bis zu den „Blinkenlights“), die in Arbeitsgruppen „hands-on“ studiert werden sollen.
In meinem Vortrag möchte ich die von mir dafür entwickelte Didaktik, die im Signallabor zur Anwendung kommt (und die sich explizit an Studierende von Nicht-MINT-Fächern richtet), an ausgewählten Beispielen vorstellen und das geplante Seminar skizzieren, indem ich die Fragen, die ein mitgebrachtes „Pong“-Spiel aufwirft, als Studien-Gegenstände vorstelle.