¡AY Caramba!

Vor kurzem hatte ich hier über ein recht seltsames Spielmodul für die MBO-Teleball-Spielkonsole geschrieben: Im Modul enthalten war nicht nur die Revision des AY-3-8500 (vulgo: „Pong on a Chip“, sondern auch gleich zwei Potentiometer als Paddles. Für sehr kleines Geld habe ich nun bei eBay eine Konsole mit den Namen „MBO Teleball-Cassetten-System “ ersteigert. Mit dabei waren drei Module: „Panzerschlacht“, „Autorennen“ und ebenfalls ein „Ballspiele“-Set.

Nicht schlecht habe ich gestaunt, als ich die Konsole geöffnet habe: Darin ist nichts als die Logik für die (leider nicht mitgelieferten) Joysticks und die Bedientasten auf der Oberseite sowie ein PAL-HF-Modulator enthalten. Vor allem: keine CPU … Aber: Ein Blick in die Module hat dieses Rätsel und das Rätsel der o. g. Teleball-2-Kassette dann gelöst. Die computierende Elektronik befindet sich nicht in der Konsole, sondern stets in den Modulen. In ihnen sind weitere Versionen der AY-Reihe verbaut (die vermeintlichen Seriennummern „610“, „710“ und 603″ verraten in Wirklichkeit, um welche AY-Chips es sich handelt!). Im „Ballspiele“-Modul finden sich ebenso wieder zwei Potentiometer zur Steuerung – dieses mal jedoch nicht auf der Moduloberseite, sondern an den Seiten.

Die MBO-Konsole darf sich daher meines Erachtens (neben der „Odyssey“ von Magnavox, die übrigens die MBO lizenziert haben!) „Videospiel“ nennen, weil sie kein Computer ist, sondern lediglich eine Hardware, die I/O-Ereignisse verarbeitet und ein Fernsehbild generiert. In dem Moment, wo ein Modul in ihr Steckt, wird sie jedoch zum Computerspiel. Spaß beiseite: Es handelt sich hier um eine sehr interessante Brückentechnologie zwischen den festverdrahteten „Pong“-Spielen mit TV-Anschlussmöglichkeit und den Computerspielkonsolen mit Software auf ROM-Modulen (VCS). Das Erscheinungsjahr der MBO – 1978 – befindet sich genau in der Zeit dieses Umbruchs, als die Spielesoftware aus der Konsole in externe Medien auswanderte (wo sie bekanntlich heute noch residiert).

Ich habe die Hardware fotografiert. Hier die Bilder (zum Vergrößern anklicken):

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MBO Teleball I (im Batteriebetrieb mit „Autorennen“-Modul)

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Die drei geöffneten Spielmodule

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Die Hauptplatine der Konsole – rechts in der Mitte ist als Zusatzplatine der HF-Modulator aufgelötet.

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„Autorennen“-Modul mit dem AY-3-8603 („Car Race“)

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„Panzerschlacht“-Modul mit dem AY-3-8710 („Tank Battle“)

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„Ballspiele“-Modul mit dem AY-3-8610 („Ball and Paddle Games“) und zwei Drehreglern

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Die Konsole kam ohne Controller, mit Ersatznetzteil, original Anleitung sowie drei Spielen in OVP mit Anleitungen.

Über Stefan Höltgen

siehe: http://about.me/hoeltgen
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2 Antworten zu ¡AY Caramba!

  1. Ich habe eine Phillips G7400 übrig, die ich mit zur VCFB im Oktober bringen könnte.

  2. Oh, da freue ich mich! Bis zum VCFB!

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