Quecksilber-Joystick

Die Wii-Mote ist natürlich nicht vom Nintendo-Himmel gefallen, sondern hatte konzeptionelle Vorläufer. Konzeptionell in der Hinsicht, dass eine Basis-freie Bewegungssteuerung möglich ist, wenn man die Druckkontakte bzw. Mikroschalter eines Joysticks ersetzt, indem man ein neigungssensitives Schaltersystem in den Griff einbaut. Damit konnte man zugleich der Tatsache begegnen, dass sich die Benutzung von Digitaljoysticks schon so weit etabliert hatte, dass die manuellen Bewegungsabläufe bei der Spielsteuerung einigermaßen „unbewusst“ ablaufen.

Der hier abgebildete Joystick besitzt im Griff einen Quecksilberschalter, der bei Neigung der Hand schaltet. Es handelt sich bei diesem Gerät um einen relativ günstigen Nachbau des „Le Stick„-Joysticks, den DataSoft schon 1981 auf den Markt gebracht hatte. Der wesentliche Unterschied zum Vorbild von DataSoft besteht im Saugnapf am Fuß: Während man „Le Stick“ frei in der Luft in der Hand hält und damit die Drehachse beim Bewegen wahrscheinlich in den ungefähren Mittelpunkt des Sticks verlagert, bleibt diese beim vorliegenden Stick am unteren Ende. Deshalb benötigt „Le Stick“ auch die Möglichkeit eine „Nullstellung“ einzustellen (indem man den Stick kräftig quetscht), während diese beim vorliegenden Joystick entfällt: Lässt man ihn los, steht er mehr oder weniger aufrecht vor einem auf dem Untergrund.

Ich hatte den hier abgebildete „No Name“-Quecksilber-Joystick etwa 1987 für knapp 10 DM gekauft und war von seiner Funktionalität enttäuscht: Wie ein Analogstick benötigt dieses Gerät eigentlich eine Kalibrierung, denn so richtig aufrecht steht er von allein nicht. Diese Kalibrierung fehlt jedoch. Zudem reagiert der Stick träge. Das wird wohl der Grund dafür sein, dass er genauso schnell wieder vom Markt verschwand, wie er auftauchten. Aber in Hinblick auf die solitäre Zwischentechnologie mit Quecksilber zu schalten (und dies als Vorläufer der Accelleration-Control der Wii-Mote) wird er doch zu einem medienarchäologisch interessanten Objekt. Ich habe ich für ca. den Doppelten Originalpreis jetzt bei eBay erworben.

Über Stefan Höltgen

siehe: http://about.me/hoeltgen
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2 Antworten zu Quecksilber-Joystick

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