This is how humanity dies:

Automatons (USA 2006, James Felix McKenney) (DVD)

»Help!« (beim Kochen)

Als ein kleines aber keineswegs unwichtiges „P.S.“ hänge ich an meine 50s-Robo-Retro den vor vier Jahren entstandenen, postapokalyptischen Roboter-Science-Fiction „Automatons“ an. Stilistisch ein Mix-up aus 50er-Jahre-Roboterfilm und Cyberpunk à la „Tetsuo“ erzählt der Film die Geschichte einer jungen Frau, die offenbar als einzige Überlebende einer Kriegskatastrophe versucht, dem Gegner Herr zu werden. Dazu nutzt sie eine handvoll Roboter, die sie wartet, erweitert und ständig reparieren muss, weil sie in ihren Außeneinsätzen beim Kampf gegen den Feind beschädigt werden. Während sich die Heldin in ihrem Bunker verschanzt, sieht sie sich alte Aufnahmen ihres Vaters (?) an, der ihr eine Art Kriegstagebuch hinterlassen hat, in dem er sie zur Unnachgiebigkeit gegenüber dem Feind aufruft, welcher alle Werte von Menschlichkeit, Freiheit und sonstigem, für das es sich zu töten/sterben lohnt, zu vernichten droht.

Das mediale Fenster zur »Wirklichkeit des Krieges«

Dieser Feind hat es indes allerdings irgendwie geschafft, sich ins geheime Medienzentrum des Bunkers einzuhacken und sendet dorthin Signale, die sich die Roboter gegen die Heldin wenden lassen. Diese sieht nun ihre einzige Überlebenschance darin, zuerst die feindliche Roboterarmee zu vernichten und dann zusammen mit ihren eigenen Robotern in den Bunker des Gegners einzudringen, um dort alle Menschen zu töten.

»Clean out the last survivors!«

Das Besondere an „Automatons“ ist neben der Roboter-Optik, die wirklich wie aus einem Trash-Film der 50er übernommen aussieht, der vertrackte Erzählung, die uns durch eine quasi interne Fokalisierung in die Perspektive der Heldin zwingt und damit einen zentralen Aspekt von medialer Kriegsführung verdeutlicht: Man sieht immer nur ein Bild – und das ist meistens die eigene. Dass der Krieg nämlich längst schon zu Ende ist und „der Feind“ lediglich versucht, sich gegen die irrationalen Attacken unserer Heldin zu wehren, damit die letzten Menschen überleben können, wird uns erst ganz gegen Ende gewahr – als es längst zu spät ist. Zuvor richten die Roboter nämlich ein Massaker im „Feindesbunker“ an, bei dem reichlich Blut fließt und die eigentlich recht niedlichen Robos mit Äxten, Bohrern und Kreissägen bewaffnet eine wahre Splatterorgie zelebrieren. Um einerseits durch die längst giftige Atmosphäre der Außenwelt unversehrt in den Feindesbunker zu gelangen und andererseits auf robotische Art geschützt zu sein, verbirgt sich unsere Heldin beim Überfall selbst in einem Roboterkostüm und splattert eifrig mit.

How humanity dies ...

„Automatons“ ist stark beeinflusst von den plottwisting SF-Stories Philip K. Dicks, der selbst (etwa in seinen Erzählungen „Second Variety“ oder „Impostor“) Menschen gegen Maschinen in postapokalyptischen Kriegsszenarien gegeneinander antreten lassen hat. Dass sich in „Automatons“ am Ende nicht – wie bei Dick – Roboter als Menschen, sondern Menschen als Roboter (ent)tarnen, ist da vielleicht schon ein Wink, wie sich die Mehrheitsverhältnisse auf der postapokalyptischen Erde entwickelt haben. Die finale Waffe, die die letzte Überlebende der „Feinde“ im Todeskampf zündet, richtet sich konsequenterweise dann auch nicht mehr gegen den (letzten) Menschen, sondern gegen die Maschinen: eine „doomsday bomb“, die durch einen globalen EMP-Schock alle Elektronik zerstört und die Helden im Schlussbild so dasitzen lässt:

"The Girl" at the Window

„Automatons“ ist derzeit leider nur im Ausland auf DVD zu beziehen; die Anschaffung lohnt sich aber unbedingt!

Über Stefan Höltgen

siehe: http://about.me/hoeltgen
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