Blutige Revolution

Die Herren Dracula (Dracula père et fils, F 1976, Eduardo Molinaro) (TV)

Eine recht witzige Vampir-Komödie, die mir als Kind aber beachtlich Angst gemacht hat. Das war auch der Grund, warum ich den Film jetzt noch einmal wiedersehen wollte – weil drei oder vier Szenen doch zu meinen tiefer eingeprägten Filmerinnerungen gehören: Das Aussperren des Vampir-Kindermädchens, das dann im Sonnenlicht verbrennt, das Abbrechen des Vampirzahns beim Versuch eine tiefgefrorene Frauenleiche zu beißen, das Öffnen der Vorhänge in der Finalszene durch die Geliebte des Vampir-Sohns und das dadurch verursachte Verbrennen des Grafen Dracula und schließlich das blutende Knie des kleinen Mädchens und das grinsende Gesicht seines kleinen Vampir-Brüderchens, mit dem der Film dann offen endet. Warum ich mich gerade an diese Sequenzen erinnere, ist mir schleierhaft – interessant ist es allemal. Ich dürfte den Film wohl Ende der 70er im Fernsehen gesehen haben, also etwa im Alter von 7-9 Jahren.

Der oft derbe Witz und die politischen Anspielungen waren mir damals freilich noch nicht aufgefallen, allein die Tatsache, dass Graf Dracula, um in der Moderne zu überleben zum Vampir-Schauspieler wird, und damit recht erfolgreich ist und dessen Vampir-Gehabe für Schrulligkeit und Method Acting gehalten wird. Schließlich inszeniert er sogar seinen eigenen Fortgang aus Rumänien und man sieht eine Szene vom Anfang sozusagen als Film im Film sich ein zweites Mal wiederholen. Und sein Sohn, der sich von der Aristokratie abzuwenden versucht, in einem Pariser Arbeiterviertel unterkommt, sich als Nachtwächter durchschlägt und den ihn erpressenden Personalchef seiner Firma doch glatt als „Vampir“ beschimpft, als er ihn aus Gewinnsucht rauswirft. Da wird der Vampir-Stoff gleichermaßen als Generationenkonflikt und politisches coming out verhandelt.

Aber das musste ja so kommen, nachdem rumänische Revolutionäre das Schloss des Grafen gestürmt hatten und der zu dieser Zeit noch naive Jung-Vampir bei der Ermordung des Schlossdieners zusehen musste, als dieser von den „Salon-Kommunisten“ mit einem selbstgebastelten Kreuz folgender Form erledigt wird:

Über Stefan Höltgen

siehe: http://about.me/hoeltgen
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