»Sie haben einen schönen Körper. Darf ich ihn benutzen?«

Saturn City (Saturn 3, USA 1980, Stanley Donan) (DVD)

Was passiert, wenn man Kirk Douglas und Harvey Keitel in einem Film sperrt, in dem sie sich um Farrah Fawcett streiten, sieht man an „Saturn 3“: Der Roboter gewinnt – fast; und nur Farrah Facett überlebt. Das Ganze fängt so an, dass der Wissenschaftler Adam (K. D.) und seine Assistentin Alex (F. F.) auf der Raumstation „Saturn 3“ fernab von der Erde eine illegale monogame Beziehung pflegen. Er ist ständig im Frottee-Morgenmantel unterwegs, sie nur in spärliche weiße Laken gehüllt. Als der kriminelle Roboter-Händler Benson (H. K.) die Station aufsucht, um sein neuestes Roboter-Modell, „Hektor“ – einen Prototypen aus der „Halbgott-Serie“ zu verkaufen, verguckt er sich gleich in Alex. Die will ihren Körper aber nicht zur Benutzung durch Benson freigeben und so entwickelt sich ein zuerst subtiler, dann immer schärfer ausgeführter Hahnenkampf zwischen den beiden Männern um das weibliche Territorium.

Zwischendrin geht es aber auch noch um „Hector“, der durch eine ganz besondere Methode programmiert wird: „Direct Input“ heißt diese, bei der Funksignale, die über einen Transmitter in der Halswirbelsäule von Benson Daten und „Einstellungen“ an die Maschine übermittelt werden. Der Roboter lernt so Schach spielen, Splitter aus Augen zu entfernen und geil auf Alex zu sein. Damit ist das Chaos natürlich komplett, denn jetzt sind drei Typen, die sich für die ultimativen Love Machines halten, hinter der Schönen her. Benson fällt dabei zunächst – das Frankenstein-Motiv will das so – seiner Kreatur zum Opfer. Diese enthauptet ihn und stülpt sich seinen Schädel selbst über, um die Daten noch direkter empfangen zu können. Für Adam und Alex beginnt eine kurze Zeit der Versklavung, bis Adam einsieht, dass es besser ist, keiner bekommt die viel jüngere Alex und er mit Hector ins Wasser springt.

48-48

Die Dreiecksbeziehung soll wohl nicht zufällig durch die Namenswahl des Roboters an die alte Hektor-Achilles-Athene-Geschichte erinnern – es wird sogar ein paar mal im Film drauf angespielt, freilich ohne dass Konsequenzen für Hektors Verhalten daraus folgen würden (so sehr ähnelt er seinem Homer’schen Vorbild dann auch nicht). „Saturn 3“ bringt die Roboter-Sex-Thematik zu ihrem Höhepunkt. Kein anderes Thema bestimmt die Handlung so sehr, wie, wer Alex im Wortsinne „in die Finger“ bekommt. Das utopische Drumherum scheint nur dazu zu bestehen, eine polygame Zukunft zu behaupten. Im Großen und Ganzen also wenig neues – achten wir also auf die Details.

In „Saturn City“ tauchen einige spannende Technologie-Fiktionen auf, die erst Jahrzehnte später wieder eine Rolle spielen werden. So etwa der „Plug“, mit dem die Maschine direkt an das ZNS des Menschen angeschlossen werden kann. Dass sich im Falle Bensons nicht nur Daten (Knowing that), sondern auch Sturkturen (Knowing how) übertragen, ist die Misere des Films: Benson ist psychisch labil, deshalb durch einen Eignungstest als Pilot gefallen und straffällig geworden. Der kurze Prolog des Films sollte ihm das als Charakterfärbung mit auf den Weg geben. Als Hektor zusammenmontiert wird, bekommen wir ein paar Close-ups seines Innenlebens zu sehen. Während Benson mit Hektor Bewegungsharmonie-Übungen macht wabern neben der grünen Leuchte „Direct Input“ abermals Lissajous-Muster über einen kleines Oszilloskop. Diese Grafiken (und das Gerät überhaupt) sind Ikons für Elektronik-Darstellungen im Film – sichtbar gemachte harmonische Spannungsverhältnisse.

35-07

Diese Spannungen sind ja nun auch sprichwörtlich in „Saturn City“ zu finden – als sexuelle und aggressive Dissonanzen, also – anders als im Oszilloskop – durchaus nicht harmonisch. Wer sich in der Erzeugung dieser Lissajous-Grafiken etwas auskennt, wird in der Abbildung schnell das Muster wieder erkennen: Es handelt sich um zwei Frequenzen im Verhältnis 3:4 – zwei Zahlen, die auch im Film ihre Entsprechung haben. Aber ich will das „Muster“ mal lieber nicht überreizen und ende lieber mit ein bisschen optischer Harmonielehre:

Über Stefan Höltgen

siehe: http://about.me/hoeltgen
Dieser Beitrag wurde unter Filmtagebuch, Roboter/Android/Cyborg veröffentlicht. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.

Eine Antwort zu »Sie haben einen schönen Körper. Darf ich ihn benutzen?«

  1. Pingback: »A clever calculating killer« | SimulationsRaum

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.