»You are so far behind you think you are first.«

Shortbus (USA 2006, John Cameron Mitchell) (DVD)

Meine These des Kolloquiumsvortrags lautete, dass sich das Scheinbare der Dialektik von Privatheit und „Veröffentlichung“ in den Medien zeigt und dort besonders im Pornofilm, weil dieser notwendigerweise behaupten muss, es gäbe etwas Privates, dass er dann zeigt und im Akt des Zeigens als bloß Scheinprivates offenbart. Das betrifft nicht nur die Privatsphäre (also den dargestellten Raum), sondern auch die „Lücken“, die die Montage zwischen eine heiße Kussszene und dem Bild des Paares „danach“ (rauchend im Bett, am nächsten Morgen, …) produziert. Über den Matchcut der Körperdarstellungen wissen wir: Es sind noch dieselben wie in der Einstellung zuvor, aber es ist Zeit verflossen – private Zeit, in der die Kamera nicht dabei war.

„Shortbus“ ist zusammen mit einigen anderen Filmen der Versuch, diese Privatzeit zwischen den Einstellungen zu „Veröffentlichen“. Dass der Film das derartig geschickt macht, hätte ich nicht gedacht. Er holt das Thema sogar in seinen Plot (es gibt mehrere Erzählstränge über Voyeurismus) und in die mise en scène (Spiel mit Tiefenschärfen, Fahrten, …) Der Pornofilm deprivatisiert hier eine Form des Hollywood-Melodrams, die seit den 1930er Jahren feste Erzähl- und Darstellungskonventionen entwickelt hat.

Über Stefan Höltgen

siehe: http://about.me/hoeltgen
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