»Dead Bitch in the Bathroom!«

Attack of the Cockface Killer (USA 2002, Jason Matherne) (DVD)

Der etwas rüpelhafte Auftakt zu meiner zweiten Horror-Porno-Recherche. Dieses Mal erarbeite ich mir einen Zugang zur Phänomenologie des Monster-Pornofilms für einen Vortrag auf dem 3. PornFilmfestival in Berlin (am 24.10. um 20:30 Uhr im „Moviemento 3″). Aber gut, nun zu:

Ein Gespenst geht um in der Punkrock- und Hardcore-Hörer-Gemeinde. Das Gespenst vom „Cockface Killer“ – einem Wahnsinnigen, der sextreibende Liebespaare und Onanisten, manchmal aber auch bloß Nackte überfällt, mit einem riesigen schwarzen Silikondödel niederschlägt, mit dem Messer aufschlitzt und die so entstandenen Wunden mit seinem „Cockface“ penetriert. Auch Larry und Donna (sowie deren dauernd furzende Katze „Poops“) haben Angst vor dem Killer, denn immer mehr ihrer Freunde fallen ihm zum Opfer und die Polizei ist ahnungs- und hilflos („What do you crazy fuckin‘ Cops do ‚bout that shit?“ fragt der nicht ganz ohne Grund aufgebrachte Nachrichtensprecher des Senders „Channel 666 News“). Als der Killer auf einem Heimkonzert der örtlichen Punkrock-Band zuschlägt und die Leichen erstmals bedrohlich dicht neben den trinkenden und kiffenden Partygästen einschlagen, entschließt man sich zur Selbstjustiz. Der Killer wird anhand seiner Spuren und Vorlieben ausfindig gemacht und in einem (scheinbaren) Showdown am nahe gelegenen Strand in einem Martial-Arts-Duell gestellt. Von dort flieht er jedoch und wird schließlich im Schoße einer jungen Frau domestiziert.

Zuallererst: „Attack of the Cockface Killer“ ist leider kein Hardcore-Pornofilm, weswegen er wohl auch nicht im Vortrag berücksichtigt werden wird. Interessant ist er dennoch, weil er ja schließlich so etwas wie eine Apokryphe der Serienmörderfilm-Geschichte darstellt. Zwar sind die Macher sehr bemüht, bloß keine schlechte Laune aufkommen zu lassen und garnieren ihren Film mit allerlei Slapstick (auf Erbrochenem Ausrutschen), abseitigem Zotentum (ein perverser Clown unterhält sich mit einer Sockenhandpuppe und fordert sie schließlich auf: „Honk my horn, Mr. Sicko!“ – was ihm wegen Anwesenheit des Killer schlecht bekommt) und vor allem ständiger und überaus lauter und atonaler Punk-Musik. Aber zwischendrin entfaltet der Film dennoch Qualitäten, die ihn seine Tradition nicht leugnen lassen.

So schauen sich Larry und Donna über den gesamten Film ein Video mit dem Titel „The Stink of Death“ an, in dem ein Serienmörder durch die Gegend zieht und wahllos Menschen mit dem Messer ersticht. Am Ende des Films-im-Film schlitzt er sich schließlich selbst den Bauch auf und verspeist seine Kutteln (wer hier jetzt an „Maneater“ denkt …) Die Taten des Cockface Killers, der, wenn ich den Plot richtig verstanden habe, keine Maske trägt, sondern wohl offenbar „entstellt“ sein soll, orientieren sich irgendwie grob an diesem Video und es ist letztlich auch der Film, der Larry und Donna auf die korrekte Spur zu bringen scheint.

Zum Ende hin wird Mathernes Film leider ziemlich konfus und verliert die Plot-Entwicklung aus den Augen zugunsten mehrerer überaus surrealer Sequenzen. Vor allem die Killer-Jagd mit ihren eigenartigen Zoom-Cuts (so nenne ich das in Ermangelung des richtigen Begriffs jetzt einfach mal, wenn man in Szene A schnell hineinzoomt, dann zur bereits eingezoomten Szene B wechselt und aus dieser wieder herauszoomt) und die darauf folgende Pool-Party ist mir etwas unverständlich geblieben. Und was hat es mit dem seltsamen Wissenschaftler auf sich, der eine Substanz erfindet, mit der er die Toten auferstehen lassen kann – ist das Herumgehinke des Killers vielleicht sogar ein Indiz für sein Zombiismus? Fragen über Fragen, deren Beantwortung ich wohl auf die sicherlich bald stattfindende Zweitsichtung hinausschieben werde …

Über Stefan Höltgen

siehe: http://about.me/hoeltgen
Dieser Beitrag wurde unter Filmtagebuch, KörperBilder veröffentlicht. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.