Leserbrief

Gestern kam das neue GEE-Magazin, in dem ein Leserbrief von mir abgedruckt wurde – allerdings um das Ende gekürzt, in dem ich mein Anliegen/meinen Frust konkretisieren. Nur der Vollständigkeit halber hier die vollständige Fassung (der gekürzte Teil ist kursiv):

Hallo,

ich lese GEE seit etwa einem Jahr und bin seit ein paar Ausgaben Abonnent. Ich mag die gelungene Mischung aus Aktualität und Retro, Ernsthaftigkeit und Skurrilität. Und dass ihr über den medialen Tellerrand hinweg schaut und auch Filme und andere Medien berücksichtigt, macht klar, dass ihr den “digital lifestyle” konsequent mitdenkt.

Was mir negativ aufgefallen ist, ist euer unkritischer Zugriff auf das Phänomen “Uwe Boll”. Vor ein paar Heften habt ihr die “Alone in the Dark”-Adaption zwar als misslungen bewertet, aber dann als “Trash für Fans” bezeichnet – was auch immer das heißen mag (und wer auch immer diese Fans sein mögen – Videogamer sicherlich nicht.)

Euer “Neues”-Beitrag im aktuellen Heft schließt sich dieser Boll-PR (er instrumentalisiert sein Unvermögen ja selbst zu Werbezwecken) nahtlos an. Nun könnte ich euch fragen, woran ihr die beiden Männer im Cockpit als “Taliban” identifiziert habt und was ihr “selbstironisch” an dem Wegweiser “Concentration Camp Playground. Turn Right After Gas Chamber” gefunden habt. Viel mehr interessiert mich aber, warum ihr eine solche “Gag-Parade” überhaupt bringt.

Ihr solltet doch bitte nicht vergessen, was Uwe Boll der Videospiel-Szene wirklich antut: Er kauft die Filmrechte großartiger Games dutzendweise ein, macht daraus ohne Ausnahme miserable Filme, die er – wie in “Postal” – auch noch dazu missbraucht seinen eigenen Talentmangel entweder als Satire oder als “Trash für Fans” zu verkaufen und verhindert auf diese Weise nicht nur gute Game-Adaptionen, sondern auch, dass der nicht-spielenden Zuschauerschaft die ästhetische Komplexität von Stoffen wie “Alone in the Dark”, “Seed” oder “Far Cry” deutlich wird (“Silent Hill” hat gezeigt, dass das durchaus möglich sein kann). Ein Bärendienst gegenüber dem Medium Videospiel und den Gamern, d. h. euren Lesern, den Boll da leistet – und den ihr durch solche unkritischen Albereien auch noch hofiert.

Gruß
Stefan Höltgen

Über Stefan Höltgen

siehe: http://about.me/hoeltgen
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3 Antworten zu Leserbrief

  1. Und was haben sie geantwortet?

  2. Gar nix. Sie haben ihn nur gekürzt abgedruckt und sich hoffentlich den gekürzten Teil hinter die Ohren geschrieben. 😀

  3. jens sagt:

    „auch noch dazu missbraucht seinen eigenen Talentmangel entweder als Satire oder als “Trash für Fans” zu verkaufen“ Oh gott wie göttlich :). Ich mag deine ironische und intellektuelle Schreibweise.

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