Huhn oder Ei?

Eine kurze Geschichte der Zeit (UK/Jp/USA 1991, Errol Morris) (DVD)

Morris‘ Dokumentarfilme sind stets etwas Besonderes. Auch hier erliegt er keineswegs dem Faszinosum dieses außergewöhnlichen Menschen, sondern kombiniert gewitzt dessen "Geschichte" mit der "Geschichte der Zeit" und den Fragen von Kausalität, Entropie und dem Wesen der Zeit. Als Kind habe Hawking nicht an ein sich ewig ausdehnendes Universum geglaubt – als Erwachsener belegt er diese Theorie mit dem Modell der imaginären Zeit. Hawking, dessen Körper immer weiter verfällt, während sein Geist "expandiert", der, je weniger er sich selbst zu bewegen in der Lage ist, immer neue Hypothesen und Theorien "kondensiert", wie die schwarzen Löcher jene Teilchen und Antiteilchen (was eine seiner Theorien vorhergesagt hat), bildet im Kleinen und an seiner eigenen Biografie all jene Fragen ab, die die Dokumentation zunächst ins Physikalische, dann ins Metaphysische transponiert. Die Fragen nach Anfang und Ende, nach Zukunft und Vergangenheit, nach Geschichte (Kontingenz?) und Zeit (Kausalität?) wirft der Film an beiden Phänomenen auf: an Hawking und dem Universum. In Philip Glass‘ großartigem Soundtrack finden sich ebenfalls beide Momente (endlose Repetition und gleichzeitig dramatisch absterbende Motive) miteinander verbunden wieder.

Über Stefan Höltgen

siehe: http://about.me/hoeltgen
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